"Teenager"-Hunde: Auch Hunde kommen in die Pubertät

Ignoriert Ihr Hund plötzlich Ihre Kommandos und verhält sich aufmüpfig? Dann könnte er sich in der Pubertät befinden. Denn Forscher haben jetzt herausgefunden, dass es diese Phase nicht nur bei Menschen gibt.

Sie missachten die Regeln und ihre Laune ist unberechenbar –
Dieses Verhalten kennen Eltern von ihren pubertierenden Kindern. Doch offenbar gilt das auch für heranwachsende Hunde. Forscher aus England haben nun in einer Studie herausgefunden, dass "Teenager"-Hunde die Anweisungen ihrer Besitzer seltener befolgen.


Darum sind Hunde in der Pubertät aufmüpfig

"Im Allgemeinen sind Teenager, die eine weniger enge Beziehung zu ihren Eltern haben, diejenigen, die mit größerer Wahrscheinlichkeit mehr Konfliktverhalten gegenüber ihren Eltern zeigen", sagt Dr. Lucy Asher, Mitautorin der Studie an der Newcastle University dem "Guardian". Ähnliche Ergebnisse hätte die Untersuchung auch für heranwachsende Hunde und deren Halter bekommen.

Daraus schließen die Forscher, dass Hunde, die ein weniger enges Verhältnis zu ihren Besitzern haben, ihre Grenzen testen, um abzuwägen, ob es besser ist, bei ihnen zu bleiben oder sich einen Partner zur Fortpflanzung zu suchen. Das Studienergebnis könne Hundehaltern helfen, ihre Tiere besser zu verstehen und in dieser Phase gelassener zu reagieren. Denn laut Asher gebe es vermehrt Hundebesitzer, die ihr Haustier in ein Tierheim bringen, sobald es sich in der Pubertät befindet.

"Vielleicht benehmen sie sich nicht schlechter, weil sie ungezogen sind, sondern es ist genau wie beim Menschen – die Hormone toben und es passieren viele Dinge im Gehirn", sagt Asher. Bisher sei bekannt gewesen, dass es bei Säugetieren in dieser Phase hormonelle Veränderungen gebe, wie diese Periode mit dem Verhalten von Hunden zusammenhänge, sei aber unklar gewesen.


So wurden die Hunde getestet

Für ihre Studie untersuchten die Forscher das Verhalten potenzieller Blindenhunde, darunter die Rassen Deutscher Schäferhund, Golden Retriever, Labrador Retriever und Kreuzungen dieser Rassen. Sie kämen mit etwa sechs bis neun Monaten in die Pubertät. Unter anderem wurde erforscht, wie gehorsam Hunde beiderlei Geschlechts auf Befehle wie "Sitz" in verschiedenen Altersstufen reagierten.

Die Ergebnisse von 82 Hunden im Alter von fünf Monaten und 80 Hunden im Alter von acht Monaten zeigten, dass pubertierende Hunde den Befehlen ihrer Besitzer weniger oft gehorchten als junge Welpen. "Es ist fast doppelt so wahrscheinlich, dass sie den Sitzbefehl ignorieren, wenn sie acht Monate alt sind, als wenn sie fünf Monate alt sind", sagt Asher.

Der Gehorsam der Tiere gegenüber Fremden nahm dagegen im gleichen Zeitraum zu. Ihre Ergebnisse stützten die Forscher zudem durch Fragebogenantworten von weiteren 285 Hundehaltern.


Kritik und Lob an der Studie

Im "Guardian" gab es bereits Kritik an der Studie. So wurde von Dr. Claudia Fugazza von der Eötvös Loránd Universität in Ungarn bemängelt, dass ein Großteil der Arbeit auf Fragebögen basiere und nicht klar sei, wie vergleichbar tief die Beziehung zwischen Eltern und Kind sowie zwischen Hund und Halter sei.

Sarah-Jayne Blakemore, Professorin für Psychologie und kognitive Neurowissenschaften an der Universität von Cambridge, fand die Ergebnisse hingegen faszinierend: "Die Studie legt nahe, dass bestimmte Verhaltensweisen, die wir mit Teenagern assoziieren, nicht nur für Menschen gelten."

 

Verwendete Quellen:

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